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JMED-Präkonferenzworkshop

Digitale Kompetenzen für junge Medizinethiker*innen: Forschung, Lehre, Ethikberatung

29. September 2022, 12.00–15.00 Uhr, im Rahmen der AEM Jahrestagung in Frankfurt

 

Durchführung in Kooperation mit Linda Sweers, B.A. (Fachbereich 9, Universität Bremen), Andre Nowak, M. mel. (Arbeitsbereich Klinische Ethik am Universitätsklinikum Halle, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Dr. Frank Ursin (Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover)

Der Workshop wird als geschlossenes Format für 20 Teilnehmer*innen angeboten und richtet sich insbesondere an Post-Docs und fortgeschrittene Promovierende.

 

Die Digitalisierung ist nicht nur prominentes Thema der medizinethischen Reflexion, sondern verändert zusehends auch die Arbeitsweisen und -bedingungen von Medizinethiker*innen. Wie auch in den Geisteswissenschaften (>>digital humanities<<) wird in der medizinethischen Forschung zunehmend mit Technologien der Datenerfassung und -auswertung gearbeitet. Der pandemiebedingte Rückzug in die digitale Lehre hat vielerorts zu neuen, kreativen Formaten des virtuellen Unterrichts geführt. Aufgrund anhaltender Kontaktbeschränkungen wird die Ethikberatung mittlerweile auch virtuell geführt. 

Ausgehend von diesen Entwicklungen möchte der Workshop eine Einführung in die Chancen und Limitationen digitaler Werkzeuge in der Medizinethik geben und damit zur Kompetenzförderung von Nachwuchswissenschaftler*innen beitragen. Nach einem kurzen Überblick zu digitalen Werkzeugen in der Medizinethik werden an drei moderierten Thementischen Erfahrungen im Bereich der 1) Forschung, 2) Lehre und 3) Ethikberatung ausgetauscht. Im Anschluss an die Gruppenarbeiten sollen die Ergebnisse der jeweiligen Tische gemeinsam im Plenum diskutiert und Erfolgsmodelle zum Einsatz digitaler Technologien in der Medizinethik identifiziert werden.

Tisch 1 (Forschung): Digitale Kompetenzen in der Medizinethik beziehen sich einerseits auf die ethischen Implikationen der Nutzung digitaler Technologien als Gegenstand der Forschung sowie auf digitale Forschungsmethoden. An Tisch 1 werden Erfahrungen mit digitalen Forschungsmethoden exploriert und ihre Anwendbarkeit für sowohl empirische als auch normativ-argumentative Fragestellungen in der Medizinethik diskutiert. Der Fokus soll auf den in der Medizinethik bisher kaum genutzten Methoden aus den Digital Humanities liegen (Text und Data Mining, Netzwerkanalyse, Bibliometrie, Visualisierungen etc.), die beispielsweise für systematische Übersichtsarbeiten genutzt werden können. Daneben werden neue Ansätze diskutiert, die moralische Intuitionen mit “Serious (digital) Games” testen, Wertekonflikte durch das Trainieren von auf maschinellem Lernen basierenden Systemen identifizieren oder moralische Haltungen von Nutzern sozialer Medien erforschen. 

Tisch 2 (Lehre): Bereits bestehende Konzepte des E-learnings wurden im Zuge der Coronavirus-Pandemie ergänzt bzw. mussten unter großem Zeitdruck realisiert werden. Was davon soll für die Ethik-Lehre in Medizin und Gesundheitswesen bleiben? Wie können digitale Lehrangebote didaktisch gut aufgebaut werden und was ist bei interaktiven Online-Veranstaltungen zu beachten? Wie kann man synchrone und asynchrone Formate in die Lehre integrieren, um die Grundlagen der (Bereichs-) Ethik praxisnah zu vermitteln und dabei trotzdem zu einem gemeinsamen Diskurs anregen? Wie kann Herausforderungen durch die Anonymität in der Online-Lehre begegnet werden? Solchen Fragen wird der Tisch sowohl aus Lehrenden- als auch aus Lernenden-Sicht nachgehen, um mittels dialogischer Perspektivübernahme etablierte Lehr-Lernpfade zu verlassen. Das Ziel ist es, Bedarfe und Bedürfnisse der jeweils anderen Perspektive nachzuvollziehen und bei der Weiterentwicklung zukünftiger Konzepte zu berücksichtigen. Dabei werden wir die Grenzen der Online-Lehre ebenso in den Blick nehmen wie die neuen Möglichkeiten gerade in Hinblick auf forschendes und problemorientiertes Lernen sowie Partizipation von Studierenden.

Tisch 3 (Ethikberatung): Ausgehend von der Erfahrung der klinischen und außerklinischen Ethikberatung unter Bedingungen der Corona-Pandemie werden die Möglichkeiten und Grenzen der Telefon- bzw. Videoberatungen diskutiert. Im Zentrum stehen hier Erfahrungsberichte und die besonderen Anforderungen in der Vor- und Nachbereitung der Ethikberatung sowie der Moderation im virtuellen Raum. Thematisiert werden neben technischen Aspekten der Durchführung ebenso Themen des Datenschutzes. Auch konkrete Lösungsansätze zur Steigerung der Partizipation bei wenig internetaffinen Zielgruppen (Patient*innen, Angehörige und Ethikberater*innen) sollen besprochen werden. Darüber hinaus gilt es zu erörtern, welche Ansätze und Verfahren der virtuellen Ethikberatung auch jenseits der Pandemie nutzbar gemacht werden können, beispielsweise in der ambulanten Ethikberatung.

09. Februar 2021

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